Da steht sie nun schon den ganzen Winter über und ist immer noch nicht fahrbereit. So sehr mich das auch ärgert, hat es mir doch Gelegenheit gegeben, mich an den Beginn und die ersten Bastelerlebnisse bei diesem alten Mädchen zu erinnern. Und da ist es vor allem die „Ghostrider“-Episode, die mir als erstes einfällt. Jetzt kann ich drüber lachen…ich hoffe Ihr auch…
Ein paar Jahre ist es jetzt her, dass ich das gute Stück (Harley Davidson Sportster XLH Hugger, Bj 1989) erworben hatte. Konkret am 31 August 2015. Damals schon ziemlich verbastelt, wie ihr auf den Bilden seht. Was einfach gar nicht ging, waren die schrottigen Blinker – und eines der ersten Dinge, die ich ändern wollte: LED Blinker mussten her, und das schnell. Kurz rumgesucht und auf www.wwag.com auch schnell die passenden Teile gefunden.
Die alten Veteranen unter Euch grinsen jetzt wahrscheinlich schon…Hat der kleine Scheißer auch daran gedacht, dass er jetzt neue Relais oder zumindest Widerstände braucht, damit die LED-Blinker nicht einfach nur durchgehend leuchten?
Natürlich. Zumindest danach.
Ich hasse Elektrik!
Echt. Kaum eine Wohnzimmerlampe die ich angeschlossen habe, bei der entweder zuerst nichts, und dann später zumindest einmal ich selbst kurz leuchte…
Bei meiner Harley wollte ich deshalb kein Risiko eingehen und hab einen Freund angerufen. M (er wollte nicht namentlich genannt werden, ihr versteht dann später schon warum…) ist Ingenieur und derzeit auf der TU. Wenn einer mir dabei helfen kann, dann er.
Nach einigen Stunden – ein paar Bierchen in der Garage, ein bisschen Getüftel und einem zweiten befreundeten Ingenieur als Back-up hat es endlich geklappt. Er hat mir auch das nötige Relais (aus China) bestellt, alles verkabelt und die Blinker so zum Funktionieren gebracht, wie es sein soll. Dazu hat er mir auch ein schwarzes Kästchen ausgebaut, das – wie er sagte – eigentlich keine Funktion hatte und wohl „übriggeblieben“ war.
Was solls, denke ich. Motor läuft, Blinker blinken. Los geht’s.
Der Ghostrider erwacht...
Nach einer kleinen Runde bin ich zwischen Bernau und Klammhöhe Richtung Baden unterwegs. Das ist übrigens eine nette Strecke, für alle die mal in die Gegend kommen und man fährt dann direkt beim Zeitungsverlag „Der Reitwagen“ vorbei, wenn das wen interessiert)
Tolles Wetter, kaum Verkehr und … strenger Geruch: Brennt da ernsthaft unterm Tank etwas?
Ich weiß ehrlich nicht, was ich erwartet hatte, zu denken, aber statt völlig zu Recht panisch zu werden, hatte ich ein Bild vor meinem geistigen Auge…
Ihr ahnt es schon.
Ein brennender Nicolas Cage auf einem brennenden alten Motorrad, der zu Heavy Metal Musik mit höllischem Tempo in die Nacht hinausrast…der Ghostrider eben.
Meine eigene Adaption dieses Films fiel dann allerdings ungleich erbärmlicher aus: Um vier Uhr Nachmittag, bei 70 km/h mit leicht angekokelter Hose, glühend heißen Eiern und einem wenig beeindruckenden, weinerlichen „Fuuuuuck!“.
„Schnauze!“
Nachdem ich das „heiße Eisen“ unfallfrei abgestellt hatte und nach einiger Zeit auch die Kabel aufhörten zu kokeln, kam dann auch schon der ÖAMTC, der mir den Schrotthaufen zum Harley Händler (der Fischer, ihr wisst schon) nach Vösendorf gebracht hat.
Als die dann dort das Häufchen Elend…und die Reste meiner Harley gesehen haben, musste ich ihnen natürlich erklären, was passiert war. Die Mechaniker dort lachten nicht mal und nahmen definitiv Anteil. Einer hat dann auch versucht, sich das genau vorzustellen: „Oag, des muas ja ausgeschaut haben wie in dem Film, …wie heißt er?
„Schnauze, sags‘ ja nicht!“
…
Seitdem kann ich mir bei einigen immer noch diesen “Ghostrider-Spitznamen” anhören. Und was meinen Saboteur, den Ingenieur anbelangt: Nicht dass ihr ein falsches Bild von ihm habt. Ich würde M. ohne Zögern zutrauen, auch nach dem 5. Bier problemlos den exakten Wiedereintrittswinkel einer landenden SpaceX Rakete zu berechnen. Aber dass er mir nicht einfach so das Steuergerät ausbauen kann, “…weil das hat eigentlich im Schaltplan keine direkte Funktion!” – das Wissen hat er sich auch erst durch Erfahrung – und zwar meine(!) – erarbeitet.